Auch Orte von historischer Tragweite wollen auf der borgmannschen Weltumsurfung begangen, Ereignisse zur Not auch mal nachgestellt werden. So zuletzt geschehen in Zentralargentinien, wo sich (nach silvesterlichem Engpass) auch wieder eine Couch zum surfen fand. Sofaeigentümer Emiliano präsentiert sich dabei trotz junger Jahre (22) als ausgewiesener Experte in Sachen Fußball, Grillage (Asado!), Nationalgetränke (Bier / Fernet Branca Cola), Tanzveranstaltung (Party Sonntag(!)nacht) und Landeskunde (volkswirtschaftliches Malheur der letzten Dekaden).
Entscheidender als die spontane Pesoabwertung und Privatkonteneinfrierung von 2001 (Geldwert ob nachhaltiger Staatsverschuldung spontan geviertelt, schauspielerisch aber problematisch zu imitieren) ist jedoch die gemeinhin als unnötig bezeichnete Niederlage der Mannen um Hans-Hubert „Eigentor“ Vogts gegen eine Auswahl bereits ausgeschiedener Alpenkicker (2:3) und damit das Verpassen des „kleinen Finals“ bei der WM 1978.
Gleich am Tag der Ankunft in Cordoba soll also gekickt werden, was Vagabund Borgmann zunächst schwitzen lässt. Grund: Die Anfahrt (aus Buenos Aires) verlief im Auftakt komplizierter als (trotz Sprachbarriere) erwartet...
Der eigenmächtige Erwerb einer Busfahrkarte beim (des Englischen natürlich nicht mächtigen) Busfahrkartenverkaufsschalterbeamten (ein Wort?!) gestaltete sich dabei noch überraschend barrierearm (Körpersprache auch hier gaanz wichtig!), doch die Buserstbesteigung sollte Versäumtes nachholen lassen!
Mir war auf latente Verspätung (Argentinier...) vorbereitet, vertraute jedoch (zu Unrecht!) den im Busbahnhofaußenbereich (...) befestigten Monitoren zur visuellen Busabfahrtszeitenauskunft. Dort war ein jedes Gespann samt Uhrzeit (samt Verspätung) und Abfahrtssteig vermerkt – mit einer Ausnahme... Borgmanns Bus glänzte durch Abwesenheit in der Flimmerkiste und ebenso auf den mir schriftlich avisierten Busbahnsteigen 18 bis 29.
Vehikel nach Cordoba indes fanden sich bemerkenswert viele, allerdings wollten die entscheidenden Eigenschaften „Abfahrtszeit“ und „Busunternehmen“ nicht mit „Destination“ harmonieren.
20 Minuten nach prognostizierter Abfahrt löste sich dann auch beim (verspätungs-)erfahrenen Weltumrunder die mir ansonsten mittlerweile innewohnende Tiefenentspannung, als nämlich auch der dritte Busfahrer meinem Hilferuf nach detaillierter Auskunft ob des Transportmittelverbleibs nur ein lakonisches „no se“ zu entgegnen weiß.
Hilfreich in solch Augenblicken: der menschliche Trieb der Herdentiere! Denn selbst Einheimische nehmen beizeiten den Bus nach Cordoba und hektisches Wedeln mit der Fahrkate hilft in solch Fällen, auf sich aufmerksam zu machen. Es zeigt sich: richtiger Ansatz, denn 15 Minuten später fährt el bus auf Gleis 16 (liegt nicht zwischen 18 und 29...) ein. Der Masse folgend gelangt mir somit über Umwege ins Businnere, wo Puls- und Blutdruckreduzierung einsetzen. Allerdings bleibt die erhoffte (und in Aussicht gestellte) Verköstigung im Luxusbus aus, was die Einnahme von Frühstück nach Ankunft in Cordoba zum Obligat werden lässt.
Einen kurzen Ausflug in den Stadtkern später hat sich Emilianos alter Herr „Victor“ auch schon zum unangekündigten Spontanbesuch durchgerungen und zeigt sich dabei stark an Raviolitopf und Rotweinglas. Schwächen offenbaren sich allerdings im Sektor Fremdsprachen, so dass Emiliano (nach einem Jahr Neuseeland bilingual unterwegs) sich als Sprachbarrierenüberwinder beweisen kann.
Derart gestärkt kann gekickt werden. „Rache für 78“ steht auf meinem virtuellen Stirnband und schnell zeigt sich: Die Rachnung (höhö) geht auf! Denn mangels Österreicher auf dem Feld wird das europainterne Duell mit 3:0 gewertet (Nichtantritt des Gegners) und die Konzentration kann schnell auf Ball und echte Gegner gerichtet werden. Als Chancetod Borgmann gen Ende dann auch noch (frei vor Tor) einnetzt ist fast 32 Jahre nach Schmach die Ehre des deutschen Fußballs wieder hergestellt. Lehmann hier übrigens nicht soo populär...
Bleibt noch, mein neues Lieblingsbankett zu erwähnen: Asado! Grillage auf argentinisch mit kalkulierten 800 Gramm Fleisch pro Nase („Nicht so viel, weil wir ja auch noch Salate haben“) sowie Cordobas Nactionalgesöff: Fernet Branca mit Cola auf Eis – man sagt, er habe magische Kräfte...
P.S.
Gerade auf den Seiten des Bundespresseamtes entdeckt und allen Kasselgeschädigten dringend empfohlen: http://www.spiegel.de/spam/0,1518,670153,00.html
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Busfahrkartenverkaufsschalterbeamten
AntwortenLöschenES IST EIN WORT !!!! :D
Ein reines Welt(umreise)wort!!
Ich danke verbindlichst für jede(!) Zeile... jede Zeile... ;)
AntwortenLöschenDer feige Bergbewohner hat also nicht den Weg nach Cordoba gefunden, um d. offene "Rachnung" (hat mir gut gefallen) zu bezahlen? Skandal, aber du hast ja noch eingenetzt, bin derartig stolz auf dir! Da capo!