Dienstag, 25. August 2009

Schlendrian in Touristanbul

Denn obwohl Borgmann nach 6 Tagen Bosporus schon morgen wieder das Weite sucht, fehlt noch jeglicher Eintrag im Blog der Bücher. Das soll sich ändern, wenn Istanbul auch nicht soviel Neues hergibt wie die Vodka-Fraktion aus dem hohen Norden. Zum Urlaub machen ist's hier verdammt schön – der Türke (singularis generalis) versteht sein Handwerk im Moscheen- und Palast-Bau und hängt viel im Freien herum – aber der große Erkenntnisgewinn in Sachen Feldforschung bleibt zunächst aus.

Spektakulär allerdings der Vergleich zwischen Touristanbul und Stadtteilen wie Fener oder Balat (beides noch innerhalb der alten Stadtmauern!), wo das Geld nicht soo locker sitzt, Tierkundler Borgmann dafür auf freilaufende Hühner stößt. Die Kunst des Hausbaus ist hier auch weit weniger fortgeschritten, dafür wird vermehrt open air gewaschen. Weil alles nur eine halbe Stunde Fußweg von den maritimen Fischbrötchen-Ständen entfernt, wirkt der Kontrast noch deutlich stärker.

Ähnliches Bild auf des Istanbulers Wochenendinsel (Büyük Ada = Große Insel), ca. 1 Stunde Bootsfahrt vom Stadtkern entfernt: Wer den Lira locker sitzen hat, der leistet sich hier Ferienhaus oder -wohnung und genießt eine praktisch autofreie (nur der Schutzmann fährt motorisiert) Insel mit schönster Natur. Transportmittel Nr. 1 ist der Zweispänner mit mäßig begeisterten Gäulen vorne dran, die sich wohl auch über mangelnde Hufschmiedekünste beschweren würden, wenn sie nicht den Futterbeutel vor der langen Schnauze hängen hätten.

Wehe aber dem Reisenden, der auf dem Weg zum „Strand“ (furchtbar! 14 Quadratmeter Sand mit 649 Liegen besetzt, dazu fette Bässe und Eintrittspreise ab 5 Euro steigend) vom Wege abkommt (bei mir Vorsatz)... Der findet die „Stallungen“ von Kollege Fury und die Verschläge, in denen dem Ross sein Reiter haust. Einzige Parallele, die mir einfällt: die Townships von Südafrika – genau so nur kleiner sieht es mitten auf der schönen Urlaubsinsel aus – das Kontrastprogramm lässt grüßen!

Was folgt also? Richtig, Flucht aus Touristanbul! Anstatt in einer Woche meinen Flieger gen Beirut zu nehmen, werde ich mich (selbigen cancelnd) über Land auf den Weg gen Libanon machen. Also ab in den Südosten von Attatürks Republik, dann rüber nach Syrien und von dort westwärts, westwärts (bis Scharbeutz) und wohl ab dem 8. September den Kollegen Steinhagen von der Arbeit abhalten...

Feindaufklärung erwartet auf dem Weg dorthin ausreichende Infrastruktur zur Fernmeldetechnik, schließlich gibt so mancher Couchsurfer positive Rückmeldung zwecks Unterbringung meiner Person. Auch das türkische Transportwesen soll weitgehend zuverlässig sein, werde wohl trotzdem mal einen Abstecher zur Zunft der Anhalter unternehmen und überprüfen, ob die (bislang mehr als bestätigte) Gastfreundschaft des Türken auch für die eigenen (hoffentlich) vier Räder gilt...

2 Kommentare:

  1. Hey Zottel, probier doch ein Stück zu reiten. ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Fahr doch mal ein Stück Bahn, hat ein gewisser Herr Humann zwischen Istanbul Richtung Bagdad vermessen, genau der mit dem Pergamon Altar in Berlin und der Namenspatron Deiner letzten Adresse in HH - damit kriegst Du immerhin ein kleines Stück antiker Kultur mit, den Rest kannst Du dann in Berlin sehen. Wir von der Humannstraße laden Dich dazu ein !
    Grüße auch von Otto, was hast Du noch für Aufträge für ihn ? Dein Woffang und der Rest der Familie.

    AntwortenLöschen