Dienstag, 27. Oktober 2009

Hygiene II

Erste Erfahrungen mit der rein manuellen Spurenbeseitigung sind gemacht, weiter geht es auf der Reise in den Nahen Osten. Ägypten und Dubai warten, bevor es auf indische Toiletten geht. Teil II der Hygiene-Saga.

Ägypten
Ja nun. Wo Flöhe im Teppich sind, da kann es mit der Fäkalinfrastruktur nicht weit her sein. Doch weil der Sanitärbereich nicht in meiner Bruchbude sondern im ersten Stock in den elterlichen vier Wänden untergebracht ist – wenn man muss, dann muss halt geklopft / geklingelt werden – ist alles nicht so wild, sogar europäische Sitzmöglichkeit! Geschicktes Timing ermöglicht die Kombination von langen Sitzungen mit anschließender Duschnutzung, so dass sich das Problem der Spurbeseitigung kaum stellt. Im großen Museum wird auch Papier gereicht, allerdings streng rationiert, so dass es größerer Überredungskunst beim Papierreicher bedarf, um sich mit kompletter Rolle auf der Schüssel einzuschließen. Sparsamer Blick dann beim Bediensteten, als trotz ungewohnt großzügiger Papierspende das Trinkgeld ausbleibt – aber eben darum bittet die Geschäftsführung ausdrücklich auf gesonderter Beschilderung. Papier gibt’s auch in der einen Nacht in Luxor (und damit vorsichtshalber der rucksackinterne Vorrat aufgestockt). Die Benutzung des Zugklos kann dagegen nur in Ausnahmefällen empfohlen werden...

Dubai
Wer Weltrekorde sammelt und Europäer anlockt, der kann natürlich nicht an der Sanitärfront versagen. Entsprechend gestalten sich die öffentlichen Örtchen, bei Chetan in der Bude fehlt zwar die Rektaldüse, dafür erfüllt neben dem Lokus ein klassisches Bidet denselben Zweck. Premiere dabei: Erstmals in knapp 28 Jahre wird selbiges von meiner einer in seiner ihm ursprünglich zugeschriebenen Funktion verwendet!

Indien
So, da wären wir also. Fünf Wochen, rund zehn private, dazu ungezählte öffentliche Klos – vom Sikhtempel bis KFC. Dabei lässt sich nur schlecht verallgemeinern. Grundsätzlich aber ist an baulichem und hygienischem Zustand nichts auszusetzen, auch der erwartete Papiermangel lässt sich bei Weitem nicht überall belegen.
Festhalten lässt sich allerdings: Die frei schwingende Rektaldüse gehört bei jedem european style Klo zur Grundausstattung, Papier findet sich regelmäßig. Häufig reicht die einmalige Verwendung des Zellstoffs aus, um sich der kompletten Spurenverwischung qua Hochdruckreinigung zu vergewissern, nur in Ausnahmefällen muss ein zweites Mal gespült werden. Dabei ist zu beachten, dass obwohl das singuläre Wischen mehr der Absicherung denn der Reinigung dient, Mehrlagigkeit dringend empfohlen wird, weil Überreste der Wasserspülung sonst schlicht den Rudimenteindikator („Papier“) aufweichen und es zum Faserriss kommen kann!
Außerhalb großstädtischer Agglomerationen ist Papier dagegen durchaus als knappes Gut anzusehen. Schon im Hause von Sunnys Familie (Foto oben) stehen nur Hahn und Eimer zur Verfügung, ähnlich verhält es sich in der kleinen Herberge in Rangers in der Mitte zwischen Puri und Konark an der Ostküste (zweites Foto). In beiden Fällen wird papierfrei operiert, was mittlerweile seine abschreckende Wirkung verloren hat.
Lästig ist einzig die Tatsache, dass trotz allgemein guter Verträglichkeit der indischen Küche (Gewürze, Schärfe, etc.) ab und an die Realität nicht mit den eigenen Ansprüchen an gewisse Konsistenzen mithalten kann. Da in solchen Fällen erfahrungsgemäß mehr Spuren zu beseitigen sind als üblicherweise, wird das Papier doch vermisst.

Unangefochtener Höhepunkt (bislang) aber definitiv ein leichter Anfall von „Flotter Otto“ um ca. 3:45h nachts auf der 30-stündigen (!) Zugfahrt von Bhubaneshwar nach Bangalore (ca. 1500 km) und die damit erzwungene zeitintensive Nutzung des Zugklos (unteres Bild). Da kann ein funktionierender Seifenspender doch wahre Glücksgefühle auslösen...
Allerdings ist anzumerken: Der gefühlte Sauberkeitsgrad nach Reinigung mit der Hand-und-Wasser-Methode ist deutlich höher anzusiedeln als nach konventioneller Behandlung! Auch wird aus leicht ersichtlichen Gründen das Risiko des gefürchteten „Wundwischens“ (gerade bei mangelnder Fäkalkonsistenz!) durch gehäufte Benutzung qualitativ fragwürdigen Zellstoffs minimiert. Mein Fazit nach sechs Ländern: Zurück in der Heimat brauche ich unbedingt die frei schwingende Rektalbrause – ein völlig neues Gefühl der Sauberkeit! Und im Notfall geht es auch ganz ohne Papier erstaunlich gut.

1 Kommentar:

  1. Mh, also so ganz geheuer ist mir das alles nicht...Versichere mir selbst durchgehend, dass in Südostasien (Aufbruch im März) ALLE Toiletten auf höchstem deutschen Standard sein werden. Nur so zur Sicherheit.

    Wann gibt es den nächsten Bericht??? :)

    LG
    Hansen

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