Montag, 28. Dezember 2009

Beschäftigungstherapie in KL

Sprach ich zuletzt vom „überforderten“ Bodenpersonal in Jakarta? Das muss ich – eines besseren belehrt – zurücknehmen! VOLLKOMMEN UNFÄHIG sind die, das sucht seinesgleichen in der Welt des kommerzialisierten Personentransports!
Was war geschehen? Nach Einkassieren der horrenden Flughafenbearbeitungsgebühr war die Tickettrulla so frei, mein Gepäck trotz offensichtlich zusammenhängenden Tickets (Jakarta => Kuala Lumpur => Sydney mit knapp einer Stunde Aufenthalt beim Malayen) nur mit einem Aufkleber bis „KL“ zu versorgen. Auffliegen tat die Sache ansatzweise im Flieger, als mir identischer Gepäckaufkleber auf meiner Ticketrückseite ins Auge stach. „Das könnte interessant werden“, denk ich noch bei mir und wende mich nach erfolgreichem Landeanflug an das örtlich zuständige Bodenpersonal.
Der Malaye im farbenfrohen türkisenen Sakko (mit Corall gewaschen?). Dort entsteht Gewissheit: Mein Rucksack wird nicht den von mir vorgesehenen Weg durch die malaiischen Flughafenverdauungstrakt gen Sydneyflieger nehmen, sondern fachgerecht aufs Gepäckband hinter dem Einreiseformalitäten beordert...
Mir wird vom nächsten Schalterbeamten erläutert, ich müsse also (binnen 45) Minuten meinen Weg hinter die Grenzbeamten schaffen (Level 1), dort meinen Rucksack abfangen, wieder zum Check-In-Schalter (Level 5), um mein Gepäckstück auf die Reise gen Australien zu schicken, und dann mich selbst auf die Reise zum Abflugterminal C begeben. Das ist per „Monorail“-Bahn zu erreichen – um ein Gefühl für Entfernungen zu vermitteln...

Ach ja, eine nachträgliche Umleitung meines Rucksacks in die richtige Maschine sei natürlich unmöglich.

Kooperativ zeigt man sich zunächst an der Einreiseschranke. Freundlich werde ich darüber aufgeklärt, dass ich mein Gepäck auch direkt nach Sydney hätte verflugzeugen lassen können. Wirklich?, denke ich mir. Das ist mir neu, dass Fluglinien (beide Flüge mit Malaysia Airdings) dazu mittlerweile in der Lage sind! Dennoch bekommen ich unter mitleidigen Blicken ein malaiisches Visum im Schnelldurchlauf und den dezenten Hinweis, dass ich noch 35 Minuten bis zum Abflug meines Vogels habe...
Zeit zum Verschnaufen bietet sich un(v)erhofft an Gepäckbank 3, an dem bislang nämlich ausgedehnte Feiertagsstimmung herrscht: kein Gepäck so far. Dafür ein neuer Froschkönig im türkisenen Gewand. Sein Funkgerät bringt mich auf die Idee, er könne – nachdem ich ihm meine Geschichte dargelegt habe – ja vielleicht einen Check-Heini schon mal fernmündlich über meine verspätete Extrarunde informieren. Kann er nicht, warum auch – gehört ja nur zum selben Verein.
Dafür beziffert er meine Chancen, mit Gepäck in Sydney zu landen auf den niedrigen zweistelligen Prozentbereich. „Sie sollten sich entscheiden, ihr Flugzeug zu bekommen oder ihr Gepäck zu holen. Es sind ja nur noch 30 Minuten bis zum Abflug.“
Fünf Minuten Wartezeit könne ich mir erlauben, wird kalkuliert, die gebe ich meinem Rucksack – das hat er sich hart erarbeitet in den letzten fünf Monaten! Und ganz im Sinne eines Miroslav Klose in Bestform rechtfertigt er mein Vertrauen. Taucht unvermittelt auf dem Gepäckband auf und mir beschleunigt gen Check-In-Bereich auf Level 5.

Am Schalter für die Business-Klasse vermute ich die wenigsten Passagiere und kompetentes Personal, also vorgedrängelt zur erstbesten Check-In-Beauftragten. Nach der zweiten Darlegung der Cuasa Borgmann vermeldet die Dame, der Flug sei schon „closed“, wofür ich Verständnis äußere, schließlich sei im Flugplan wohl auch nicht vorgesehen, dass Passagiere beim Umsteigen zunächst ihr Gepäck aus fremdem Hoheitsgebiet holen müssten...
Es folgen eine Denkpause und der Dem Griff zum Telefon sowie die Anweisung, einem der Gepäck-Sherpas zu folgen – es geht zur Sperrgepäckaufgabe, bei der ich mit einem Lächeln begrüßt und in der selben Sekunde auch wieder verabschiedet werde. Schließlich muss ich innerhalb von 20 Minuten noch durch die Osama-Schranke (oder jetzt Nigeria-Schranke) und zu Gate C 25 hetzen. Gut zu Fuß (mehrfach exkursionserprobt) drängle ich mich also bei Ticket- und Körper-Checks vor. Doch das hier ist noch nicht Terminal C, da fehlt ja noch die (eingedeutscht) Einschienenbahn...
Auf die muss natürlich gewartet werden, allerdings werde ich dann auch direkt vors Gate kutschiert. Vollgeschwitzt der letzte Sicherheitscheck, und ich sehe sogar noch andere Passagiere vor mir einsteigen. Die letzte Kleinfamilie musste zudem Wasser, Kaffee und Cola in Quarantäne geben – die sind mir 10 Minuten vor Abflug gern gesehene Beute. Moral 1 von der Geschichte: Einchecken zweieinhalb Stunden vor Abflug ist totaler Blödsinn – knappe 30 reichen völlig... Moral 2: Air Malaysia ist zwar extrem heimstark (wurde exzellent durch den Fughafen gelenkt), kann auswärts (speziell Jakarta) aber mal gar nix!

Bleibt noch aufzuklären, warum chinesische Jungspunde mit blanker Waffe durch den Bus laufen (eine Art permanent offener Hosenstall): Nunja, der Gebrauch von Windeln scheint dortzulande nur von bestimmten Bevölkerungsgruppen gutgeheißen zu werden. Deutlich beliebter ist dagegen (im Falle der juvenilen Notdurft), den Bengel a) in den Eingangsbereich des Busses zu verfrachten, und dort dem Druckabbau freien Lauf zu lassen (so gesehen auf der Rückfahrt vom Pandarefugium in Chengdu)), oder b) ihn (wenn das ganze Open Air stattfindet) über eine nahe gelegene Mülltonne zu halten.
Letzteres ist – dank rückwärtig dauergeöffneter Hose – auch bei größeren Verdauungsaufgaben möglich, konnte von mir allerdings (zum Glück!) nicht im Bus bestaunt werden...
Ein Höchstalter (also einen Zeitpunkt, wann Bequemlichkeit nudistischer Scham weicht) für die öffentliche Pillemannpräsentation konnte ich allerdings nicht herausfinden. Hier gilt es wohl, von Fall zu Fall neu zu entscheiden und dem Junior vor die Wahl zu stellen: Lernen anzuhalten, oder halb entblößt im ÖPNV zu sitzen – vielleicht führt dieser Druck der öffentlichen Blamage zu einer schnelleren Gewöhnung an die übliche Toilettenbenutzung, als ein durch Windelbenutzung bedingte dicker Po unter der Hose.

Vorausschauend auf den nächsten Eintrag schonmal eine neue Wortschöpfung: Thainachten...

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Pandas haben übrigens nur Flausen im Kopf

Kohle fordern aber kein Wechselgeld haben – die sind mir spaßig! Die Rede ist vom überforderten Bodenpersonal am Flughafen Jakarta. Das ist qua Order from the Muffti angehalten, von Passagieren mit internationaler Destination schlanke 150.000 Rupien (immerhin elf Euro) Bearbeitungsgebühr einzufordern (seit März 2009 – vielleicht eine Klimaabgabe für Tuvalu?). Nach derer 30.000 auf Bali war mir immerhin vorbereitet – allerdings nicht auf Beträge, die einem signifikanten Anteil des indonesischen Staatshaushalts entsprechen!
Soll heißen: 120.000 Steine hatte mir noch im Geldbeutel, dazu ständig an Wert verlierende US-Währung. Auch damit könne ich zahlen, beruhigt die Schalterine – will allerdings passend 18 Dollar haben. Beim Blick auf meinen Fünfziger sagt mir eine Stimme, dass wir uns auf Konfrontationskurs befinden, und die soll Recht behalten. Obwohl die Kollegin von Malaysia Airlines garantiert schon andere Passagiere um ihr Erspartes gebracht hat, verweigert sie hartnäckig die Wechselgeldherausgabe und legt mir stattdessen den Gang zur Wechselstube nahe...
Widerwillig aber alternativlos erwirbt mir sinnlos Indonesische Rupien, um sie dem Administrativdrachen (an der Stelle Dank an Frau Schaper für diese Wortschöpfung!) in den gierigen Feuerschlund zu schleudern. Bei der Boardingpassübergabe (ein...) fragt mir sicherheitshalber nach, ob es sich bei Reihe Dings und Bums denn auch um die erbetenen Notausstiegsluken handelt. „Oh, you wanted Emergency Exit?“, zeigt man sich jenseits der Schalterbarriere überrascht. Ja, wollte ich. Um präzise zu sein war das das Einzige, was ich erbeten hatte. Kann man bei dem ganzen Trubel ja mal überhören. Statt in Klimawandel gehören die Moneten also eher in Fortbildungsseminare investiert.

Doch zurück nach China. Nach Duisburg zwo ward mir nach sauberer Luft, und die findet man laut Einheimischer Beratschlagung in Chengdu – dort sind die Mädchen sogar berühmt für ihre reine Haut (wegen der Luft). Ich also hin da.
20 Stunden Zugfahrt trotzen mir seit Indien ja auch nicht mehr als ein müdes Gähnen ab, auch wenn Reisezeit und Entfernung in keinem Verhältnis zueinander stehen. Das Tempo der Züge unterscheidet sich hier aber ganz massiv voneinander – und man weiß nie so genau, ob Zug „T“ oder „S“ oder „Dings“ jetzt der schnellere ist...
Whatever, in puncto weiblicher Optik reiht sich Chengdu jedenfalls irgendwo im chinesischen Mittelfeld ein, dafür beherbergt es die größte Pandaaufzuchtsstation (...Wort) des Landes und damit der Welt. Richtig, ich also hin da...
Und was hat der Panda? Wieder richtig, nur Flausen im Kopf! Zumindest wenn er zur weit gefassten Gruppe der Heranwachsenden gehört. Dann nämlich besteht die Hauptaufgabe von „Ailuropoda melanoleuca“ darin, den ganzen Tag Blödsinn zu machen. Soll heißen: Zu zweit versuchen auf einen Baum zu klettern und sich dabei gegenseitig andauernd wieder hinunterzuwerfen, sich gegenseitig von kleinen Hängebrücken schubsen, rollen, plumpsen, gegeneinanderrennen – Unsinn kann so vielfältig sein...
Ansonsten scheint der Panda eher ein evolutionstechnisches Pilotprojekt zu sein. Da läuft in der Entwicklungsphase so ziemlich alles schief, was schief laufen kann: Braucht ewig, bis er (eher SIE) werfen kann (nicht Steine, das können beide nicht), rollig ist ER nur ganz selten (da müssen sich erstmal zwei finden...), Junior hat Streichholzschachtelformat wenn er zur Welt kommt (und das fast immer nur alleine) und dann ist er für ungefähr soundsoviele Monate ein totaler Betreuungsfall. Was für Aussichten...

Aber süüüüß sind die!

Auch beim Thema Tarnung hat das Konzept „Natürliche Auslese“ nicht richtig gegriffen – denn was macht ein schwarz-weißer Fellmops im grünen Wald? Wieder richtig, auffallen wie Bolle! Weil Pandas zudem katastrophal schlechte Autofahrer sind, kein Talent für Fremdsprachen haben und selbst simplere Funktionen zweiten Grades nicht ohne Taschenrechner ableiten können, steht mein Urteil fest: Da hat sich Mutter Natur einen ganz schlechten Scherz erlaubt (suchte vielleicht nur jemanden, der Bambus futtert?)!
Deswegen also muss Homo sapiens in Bresche springen und die Bälger aus dem Wald in die Pandaaufzuchtsstation verlagern, ihnen (so geschehen im Zoo von Bangkok) Pandapornos zeigen, damit sie endlich mal zur Sache kommen und nicht eine Partnerschaft führen, wie nur Loriot sie sich ausdenken kann. Manmanmanman...

Aber süüüüß sind die!

Und machen so viel Blödsinn (auf Video gebannt). Deswegen unterstütze ich die Pandaaufzucht auch (durch den Kauf eines Stoffpandas), selbst wenn der pummelige Schwarz-Weißling ab und an zu Propagandazwecken herhalten muss. Aber zu irgendwas müssen die Biester schließlich gut sein.

Next time: Warum Kleinkinder in China auch im Winter mit blanker Waffe durch den Bus laufen... (vielleicht mit Fotos?)

Dienstag, 22. Dezember 2009

Chindonesien

Weiter geht’s mit dem intellektuellen Spagat zwischen China-Aufarbeitung und Gegenwartsbewältigung in den Tropen! Während sich hier (in Ubud (nicht U-Boot, die Zeiten sind vorbei!) auf Bali) das Scheitern des Klimagipfels umgehend bemerkbar macht (Humidität auf Rekordniveau – vielen Dank, Tuvalu! Deine PSKW), feixt der Chinese, dass er so was wie Jahreszeiten hat. „Noch!“, möchte ich ausrufen. Stimmt aber gar nur halb, das mit den kinesischen Klimakillern – die haben nämlich kräftig an der gesetzlichen Stellschraube gedreht und sind in puncto Ökorecht nah an europäischen Standards. Zumindest auf dem Papier (das hat in China grundsätzlich einen roten Stempel zu haben, sonst ist es hier kein Gramm Entenblut wert!), es hapert noch bei der Implementierung.
Genug aber von Weltklima und Schachtelsätzen, es soll weiter aufgearbeitet werden:
Nachdem Shanghai also gefühlt schon in den Fluten versunken ist, gibbet dort auch nicht mehr viel zu holen, also brach sich Weltenbummler Borgmann auf nach Hangzhou. Das, so hat der Chinese (Singularis generalis) qua Befragung geurteilt, sei die lebenswerteste Stadt im Reich der Mitte. Hat auch Charme und vor allem nen großen See am Cityrand, der Erinnerungen an die gute alte Alster aufkommen lässt (die klauen auch alles hier...).
Erkenntnis zudem: Auch der Chinese verkauft (wie der Germane) Zugtickets ohne automatische Platzreservierung (allerdings rechnet der Germane nicht damit). So geschehen, als Bilinguist Borgmann all seinen Mut und seine Chinesischkenntnisse zusammennimmt, um wagemutig am Bahnhof Shanghai Süd seine Fahrkarte gen Hangzhou zu buchen. Die Folge: Während der nächsten 1,5 Stunden wird im Wagon-Zwischenbereich gestanden – unmittelbar neben dem Heißwasserspender, der für das Überleben der reisenden Bevölkerung hier unentbehrlich ist: Die könnte ansonsten nämlich ihre Fertignudelgerichte nicht entdrögen (Riegel Dröge grüßt) und müsste jämmerlich verhungern!

Doch es drängt den Reisenden fort von der kapitalisierten Ostküste. Wuhan soll es sein, wo es auch gleich ein böses Erwachen gibt. Denn meine recht sicher zugesagte Couch entpuppt sich als doch nicht so recht sicher zugesagt, Rückmeldung der Gastgeberin in spe bleibt aus (folgt dann 5 Wochen später – zu spät, munkelt man). Also muss eine Nacht im örtlichen Kongresshotel verbracht werden, was mit 20 Euro pro Nacht finanzierbar erscheint. Trotz luxuriösen Interieurs, Fachsprache Englisch scheint in Wuhan nur bedingt angekommen zu sein. So hilft Langenscheidts „Picture Talk“ auch an der Hotelrezeption und mit umgeschriebenem Notizzettel aus Hangzhou bewaffnet gelingt sogar der Fahrkartenkauf für den nächsten Tag.
Zuvor ist allerdings ein Besuch des „Gelben Kranichturms“ obligatorisch – taucht sich immerhin sogar in taiwanesischen Schulbüchern auf! Dabei deutet sich auch schnell an, warum Wuhan und Duisburg Partnerstädte sind: Der Charme von Industriefluss und Schwermetall liegt über allem, fehlt nur ein mittelklassiger Fußballverein. Auch der geplante Blick vom obersten Stockwerk des Kranich-Getürms auf das gegenüberliegende Flussufer gestaltet sich problematisch. Smog ist das Stichwort, auch weil Wuhan – in bester chinesischer Großstadttradition – gerade mal wieder baut (Hochbahn). Die bauen hier immer und überall irgendwas!
Doch ohne adäquate Unterkunft macht das Städtehopping auch wenig Sinn. Am Nachmittag vor der Abfahrt lerne ich zumindest noch von Couchsurferin Lei (couchlos, bot aber Kaffeetreffen an) im örtlichen Museum für Geschichtsumschreibung (nein, so schlimm ist es nun auch nicht, nur der zarte Unterton der Teilzeitpropaganda klingt allenthalben durch) ein wenig über die Stadthistorie. So war Kollege Mao ein großer Wuhan-Fan (ehedem ein Praktikum in Duisburg), schwamm begeistert durch den gelben Fluss (was sein hohes Alter von 82 Jahren beim Ableben mysteriös erscheinen lässt) und wollte seine kommunale Badeanstalt Gerüchten zufolge auch zur Hauptstadt machen – scheiterte damit aber offenkundig (und vermutlich am Ministerium für (gegen?) eklatante Geschmacksverirrungen).
Abschließend hervorzuheben: In 2 Tagen Wuhan ist mir nicht ein einziger Europäer begegnet – und spätestens jetzt dürfte klar sein, warum Duisburg die Partnerstadt ist...

P.S.
Fotos dauern noch ein wenig...

Dienstag, 15. Dezember 2009

Borgmanns Block

Panik macht sich breit bei den Verantwortlichen im chinesischen Ministerium für Informationskontrolle in Peking. Grund. Die Ankunft des Stadtbekannten Aufrührers Borg Blog Mann steht bevor und der hat fernmündlich parlierend bereits verkündet, schreibender Weise den Staatsstreich herbeizuführen.
Klarer Fall: Dem Mann muss das unlautere Handwerk gelegt werden, wenn der Fortbestand des großchinesischen Reichs auf dem Spiel steht. Im Land der Great Firewall ein verhältnismäßig simples Unterfangen: Neben Youtube, Facebook und diversen anderen Seiten, wandert auch Blogspot.com auf die rotchinesische schwarze Liste.
Sämtliche Besorgnis nach Verbleib und Gesundheit war also unbegründet, Mao Junior sperrte mir lediglich den Blogzugang.

Doch damit ist es nun vorbei! Zurück in demokratischen Gefilden (Indonesien nennt sich das hier gerade) kann auch öffnen sich auch wieder Tür und Tor, um investigativ Blödsinn zu verbreiten. Fangen wir also gleich damit an:

Shanghai versinkt demnächst im Meer. Erst Recht, wenn die Hamburger PSKW (Partei für Standortsicherung und Klimawandel) bei der nächsten Bürgerschaftswahl die Fünfprozenthürde (ein Wort!) überspringt und ihr Wahlversprechen (den Ausstoß von Autoabgasen durch staatlich subventionierten Kraftstoffverkauf so lange in die Höhe zu treiben, bis Rotterdam knietief unter Wasser steht) ein lösen kann. Dann nämlich steht dort nicht mehr das Geld sondern auch das Wasser bis zum Hals.
Das sollte (vielleicht abgesehen von den paar Millionen Shanghainesen) aber keine zu tiefe Trauer auslösen – schön ist das da nämlich nicht gerade. Vielleicht kann die Operation „Atlantis“ für das chinesische Kapitalismus-Labor sogar gewinnbringend enden, denn komplett geflutet könnte die beängstigende Hochhausdichte einen gewissen Charme entwickeln. Das aber nur mal als Ansatz.

Vermissen könnte man eine recht lebendige Partyszene, die bei fachgerechter Anwendung (entsprechende Couchsurfingkontakte) schnell dazu führt, dass der ungeübte Weltenbummler nach seiner Ankunft am Freitagabend die Sonne erstmals zu Wochenbeginn zu Gesicht bekommt...
Der Montag eignet sich zudem hervorragend zum Hosenkauf, denn trotz aller guten Vorsätze wurde vom Erwerb einer Jeans in Taiwan abgesehen. „Das ist in China alles noch mal um die Hälfte billiger“, so das sachlich richtige Argument der indigenen Bevölkerung. Die ahnt allerdings nichts von Shanghais klirrender Kälte und dem anstehenden Partymarathon. So wird das erste Wochenende in China Mainland bei 6 Grad, Wind und Regen mit Shorts bestritten – was aber gerade bei den Abendveranstaltungen zu gesteigerter Aufmerksamkeit führt („Das trägt man in Hamburg jetzt so!“).
Zu Wochenbeginn ist dann aber der Beinkleiderwerb unerlässlich (mir friert...). Ortsunkundig werde ich zum „Fakemarket“ entsandt, dort könne ich preisgünstig fündig werden, müsse allerdings handeln. Dazu war ich ja in Türkei, Ägypten und Indien auf Fortbildungsseminar, habe mit Taxifahrern in Delhi um Pfennigbeträge gefeilscht (aus Prinzip) und bin doch überrascht vom Humorpotential des chinesischen Hosenhändlers: 460 Yuan (46 Euro) fordert der Mann dreist und ohne rot zu werden von mir für eine nicht echte Diesel Jeans.
Ihm beliebe wohl zu scherzen, denkt sich mir und eröffne konsequent mit 30 Yuan. Borgmanns Humoroffensive zeigt Wirkung: Ho Se macht bei 230 weiter – jetzt können wir uns unterhalten. Am Ende stehen 90 Yuan auf dem Taschenrechner (kein Freund großer Worte, der Mann) und mir ist zufrieden. Ich hätte le pantallon auch für 60 bis 70 bekommen können, muss ich mir später daheim anhören, kann mit 9 Euronen für eine Vierwochenjeans (ein Wort!!) aber gut leben. Später werden Mütze (von 25 auf 15 Yuan), Schal (von 58 auf 20) und Handschuhe (10, da hätte ich nicht ohne schlechtes Gewissen handeln können) erworben.

All das lagert seit einigen Stunden in Jakarta und wird demnächst seinen Weg nach Europa antreten, damit der eine oder andere indonesische Couchsurfer auf seiner Reise zu den alten Kolonialherren nicht frieren muss. Hier bei 32 Grad und Luftfeuchtigkeit im hohen dreistelligen Bereich ist solch Utensil nur hinderlich und macht den Rucksack schwer!

P.S. Demnaechst auch mal wieder mit Fotos...