Sprach ich zuletzt vom „überforderten“ Bodenpersonal in Jakarta? Das muss ich – eines besseren belehrt – zurücknehmen! VOLLKOMMEN UNFÄHIG sind die, das sucht seinesgleichen in der Welt des kommerzialisierten Personentransports!
Was war geschehen? Nach Einkassieren der horrenden Flughafenbearbeitungsgebühr war die Tickettrulla so frei, mein Gepäck trotz offensichtlich zusammenhängenden Tickets (Jakarta => Kuala Lumpur => Sydney mit knapp einer Stunde Aufenthalt beim Malayen) nur mit einem Aufkleber bis „KL“ zu versorgen. Auffliegen tat die Sache ansatzweise im Flieger, als mir identischer Gepäckaufkleber auf meiner Ticketrückseite ins Auge stach. „Das könnte interessant werden“, denk ich noch bei mir und wende mich nach erfolgreichem Landeanflug an das örtlich zuständige Bodenpersonal.
Der Malaye im farbenfrohen türkisenen Sakko (mit Corall gewaschen?). Dort entsteht Gewissheit: Mein Rucksack wird nicht den von mir vorgesehenen Weg durch die malaiischen Flughafenverdauungstrakt gen Sydneyflieger nehmen, sondern fachgerecht aufs Gepäckband hinter dem Einreiseformalitäten beordert...
Mir wird vom nächsten Schalterbeamten erläutert, ich müsse also (binnen 45) Minuten meinen Weg hinter die Grenzbeamten schaffen (Level 1), dort meinen Rucksack abfangen, wieder zum Check-In-Schalter (Level 5), um mein Gepäckstück auf die Reise gen Australien zu schicken, und dann mich selbst auf die Reise zum Abflugterminal C begeben. Das ist per „Monorail“-Bahn zu erreichen – um ein Gefühl für Entfernungen zu vermitteln...
Ach ja, eine nachträgliche Umleitung meines Rucksacks in die richtige Maschine sei natürlich unmöglich.
Kooperativ zeigt man sich zunächst an der Einreiseschranke. Freundlich werde ich darüber aufgeklärt, dass ich mein Gepäck auch direkt nach Sydney hätte verflugzeugen lassen können. Wirklich?, denke ich mir. Das ist mir neu, dass Fluglinien (beide Flüge mit Malaysia Airdings) dazu mittlerweile in der Lage sind! Dennoch bekommen ich unter mitleidigen Blicken ein malaiisches Visum im Schnelldurchlauf und den dezenten Hinweis, dass ich noch 35 Minuten bis zum Abflug meines Vogels habe...
Zeit zum Verschnaufen bietet sich un(v)erhofft an Gepäckbank 3, an dem bislang nämlich ausgedehnte Feiertagsstimmung herrscht: kein Gepäck so far. Dafür ein neuer Froschkönig im türkisenen Gewand. Sein Funkgerät bringt mich auf die Idee, er könne – nachdem ich ihm meine Geschichte dargelegt habe – ja vielleicht einen Check-Heini schon mal fernmündlich über meine verspätete Extrarunde informieren. Kann er nicht, warum auch – gehört ja nur zum selben Verein.
Dafür beziffert er meine Chancen, mit Gepäck in Sydney zu landen auf den niedrigen zweistelligen Prozentbereich. „Sie sollten sich entscheiden, ihr Flugzeug zu bekommen oder ihr Gepäck zu holen. Es sind ja nur noch 30 Minuten bis zum Abflug.“
Fünf Minuten Wartezeit könne ich mir erlauben, wird kalkuliert, die gebe ich meinem Rucksack – das hat er sich hart erarbeitet in den letzten fünf Monaten! Und ganz im Sinne eines Miroslav Klose in Bestform rechtfertigt er mein Vertrauen. Taucht unvermittelt auf dem Gepäckband auf und mir beschleunigt gen Check-In-Bereich auf Level 5.
Am Schalter für die Business-Klasse vermute ich die wenigsten Passagiere und kompetentes Personal, also vorgedrängelt zur erstbesten Check-In-Beauftragten. Nach der zweiten Darlegung der Cuasa Borgmann vermeldet die Dame, der Flug sei schon „closed“, wofür ich Verständnis äußere, schließlich sei im Flugplan wohl auch nicht vorgesehen, dass Passagiere beim Umsteigen zunächst ihr Gepäck aus fremdem Hoheitsgebiet holen müssten...
Es folgen eine Denkpause und der Dem Griff zum Telefon sowie die Anweisung, einem der Gepäck-Sherpas zu folgen – es geht zur Sperrgepäckaufgabe, bei der ich mit einem Lächeln begrüßt und in der selben Sekunde auch wieder verabschiedet werde. Schließlich muss ich innerhalb von 20 Minuten noch durch die Osama-Schranke (oder jetzt Nigeria-Schranke) und zu Gate C 25 hetzen. Gut zu Fuß (mehrfach exkursionserprobt) drängle ich mich also bei Ticket- und Körper-Checks vor. Doch das hier ist noch nicht Terminal C, da fehlt ja noch die (eingedeutscht) Einschienenbahn...
Auf die muss natürlich gewartet werden, allerdings werde ich dann auch direkt vors Gate kutschiert. Vollgeschwitzt der letzte Sicherheitscheck, und ich sehe sogar noch andere Passagiere vor mir einsteigen. Die letzte Kleinfamilie musste zudem Wasser, Kaffee und Cola in Quarantäne geben – die sind mir 10 Minuten vor Abflug gern gesehene Beute. Moral 1 von der Geschichte: Einchecken zweieinhalb Stunden vor Abflug ist totaler Blödsinn – knappe 30 reichen völlig... Moral 2: Air Malaysia ist zwar extrem heimstark (wurde exzellent durch den Fughafen gelenkt), kann auswärts (speziell Jakarta) aber mal gar nix!
Bleibt noch aufzuklären, warum chinesische Jungspunde mit blanker Waffe durch den Bus laufen (eine Art permanent offener Hosenstall): Nunja, der Gebrauch von Windeln scheint dortzulande nur von bestimmten Bevölkerungsgruppen gutgeheißen zu werden. Deutlich beliebter ist dagegen (im Falle der juvenilen Notdurft), den Bengel a) in den Eingangsbereich des Busses zu verfrachten, und dort dem Druckabbau freien Lauf zu lassen (so gesehen auf der Rückfahrt vom Pandarefugium in Chengdu)), oder b) ihn (wenn das ganze Open Air stattfindet) über eine nahe gelegene Mülltonne zu halten.
Letzteres ist – dank rückwärtig dauergeöffneter Hose – auch bei größeren Verdauungsaufgaben möglich, konnte von mir allerdings (zum Glück!) nicht im Bus bestaunt werden...
Ein Höchstalter (also einen Zeitpunkt, wann Bequemlichkeit nudistischer Scham weicht) für die öffentliche Pillemannpräsentation konnte ich allerdings nicht herausfinden. Hier gilt es wohl, von Fall zu Fall neu zu entscheiden und dem Junior vor die Wahl zu stellen: Lernen anzuhalten, oder halb entblößt im ÖPNV zu sitzen – vielleicht führt dieser Druck der öffentlichen Blamage zu einer schnelleren Gewöhnung an die übliche Toilettenbenutzung, als ein durch Windelbenutzung bedingte dicker Po unter der Hose.
Vorausschauend auf den nächsten Eintrag schonmal eine neue Wortschöpfung: Thainachten...
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