Weiter geht’s mit dem intellektuellen Spagat zwischen China-Aufarbeitung und Gegenwartsbewältigung in den Tropen! Während sich hier (in Ubud (nicht U-Boot, die Zeiten sind vorbei!) auf Bali) das Scheitern des Klimagipfels umgehend bemerkbar macht (Humidität auf Rekordniveau – vielen Dank, Tuvalu! Deine PSKW), feixt der Chinese, dass er so was wie Jahreszeiten hat. „Noch!“, möchte ich ausrufen. Stimmt aber gar nur halb, das mit den kinesischen Klimakillern – die haben nämlich kräftig an der gesetzlichen Stellschraube gedreht und sind in puncto Ökorecht nah an europäischen Standards. Zumindest auf dem Papier (das hat in China grundsätzlich einen roten Stempel zu haben, sonst ist es hier kein Gramm Entenblut wert!), es hapert noch bei der Implementierung.
Genug aber von Weltklima und Schachtelsätzen, es soll weiter aufgearbeitet werden:
Nachdem Shanghai also gefühlt schon in den Fluten versunken ist, gibbet dort auch nicht mehr viel zu holen, also brach sich Weltenbummler Borgmann auf nach Hangzhou. Das, so hat der Chinese (Singularis generalis) qua Befragung geurteilt, sei die lebenswerteste Stadt im Reich der Mitte. Hat auch Charme und vor allem nen großen See am Cityrand, der Erinnerungen an die gute alte Alster aufkommen lässt (die klauen auch alles hier...).
Erkenntnis zudem: Auch der Chinese verkauft (wie der Germane) Zugtickets ohne automatische Platzreservierung (allerdings rechnet der Germane nicht damit). So geschehen, als Bilinguist Borgmann all seinen Mut und seine Chinesischkenntnisse zusammennimmt, um wagemutig am Bahnhof Shanghai Süd seine Fahrkarte gen Hangzhou zu buchen. Die Folge: Während der nächsten 1,5 Stunden wird im Wagon-Zwischenbereich gestanden – unmittelbar neben dem Heißwasserspender, der für das Überleben der reisenden Bevölkerung hier unentbehrlich ist: Die könnte ansonsten nämlich ihre Fertignudelgerichte nicht entdrögen (Riegel Dröge grüßt) und müsste jämmerlich verhungern!
Doch es drängt den Reisenden fort von der kapitalisierten Ostküste. Wuhan soll es sein, wo es auch gleich ein böses Erwachen gibt. Denn meine recht sicher zugesagte Couch entpuppt sich als doch nicht so recht sicher zugesagt, Rückmeldung der Gastgeberin in spe bleibt aus (folgt dann 5 Wochen später – zu spät, munkelt man). Also muss eine Nacht im örtlichen Kongresshotel verbracht werden, was mit 20 Euro pro Nacht finanzierbar erscheint. Trotz luxuriösen Interieurs, Fachsprache Englisch scheint in Wuhan nur bedingt angekommen zu sein. So hilft Langenscheidts „Picture Talk“ auch an der Hotelrezeption und mit umgeschriebenem Notizzettel aus Hangzhou bewaffnet gelingt sogar der Fahrkartenkauf für den nächsten Tag.
Zuvor ist allerdings ein Besuch des „Gelben Kranichturms“ obligatorisch – taucht sich immerhin sogar in taiwanesischen Schulbüchern auf! Dabei deutet sich auch schnell an, warum Wuhan und Duisburg Partnerstädte sind: Der Charme von Industriefluss und Schwermetall liegt über allem, fehlt nur ein mittelklassiger Fußballverein. Auch der geplante Blick vom obersten Stockwerk des Kranich-Getürms auf das gegenüberliegende Flussufer gestaltet sich problematisch. Smog ist das Stichwort, auch weil Wuhan – in bester chinesischer Großstadttradition – gerade mal wieder baut (Hochbahn). Die bauen hier immer und überall irgendwas!
Doch ohne adäquate Unterkunft macht das Städtehopping auch wenig Sinn. Am Nachmittag vor der Abfahrt lerne ich zumindest noch von Couchsurferin Lei (couchlos, bot aber Kaffeetreffen an) im örtlichen Museum für Geschichtsumschreibung (nein, so schlimm ist es nun auch nicht, nur der zarte Unterton der Teilzeitpropaganda klingt allenthalben durch) ein wenig über die Stadthistorie. So war Kollege Mao ein großer Wuhan-Fan (ehedem ein Praktikum in Duisburg), schwamm begeistert durch den gelben Fluss (was sein hohes Alter von 82 Jahren beim Ableben mysteriös erscheinen lässt) und wollte seine kommunale Badeanstalt Gerüchten zufolge auch zur Hauptstadt machen – scheiterte damit aber offenkundig (und vermutlich am Ministerium für (gegen?) eklatante Geschmacksverirrungen).
Abschließend hervorzuheben: In 2 Tagen Wuhan ist mir nicht ein einziger Europäer begegnet – und spätestens jetzt dürfte klar sein, warum Duisburg die Partnerstadt ist...
P.S.
Fotos dauern noch ein wenig...
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