Dienstag, 27. Oktober 2009

Hygiene I

Nach fünf Wochen Indien sowie ähnlich langem Aufenthalt im (semi-)arabischen Raum plus Russland scheint die Zeit gekommen für ein kleines Zwischenfazit in Sachen Hygiene aus geographischer Perspektive und mit einem besonderen Fokus auf der Absolvierung des Stuhlgangs. Wer zart besaitet oder gerade auf dem Weg zu Speis und Trank, der könnte an dieser Stelle innehalten, bzw. sich auf eine spätere Lektüre vertagen. Teil I einer schonungslosen Aufklärungsreportage (mit Fotos).

Russland
Unspektakulärer bis ernüchternder Beginn in Moskau: Premierencouchsurfer Georgy hat Bad und Klo komplett von Bosch ausstatten lassen, einzig die Spülkraft in der Schüssel lässt ein wenig zu wünschen übrig, führt aber nicht zu größeren Problemen. Lediglich die Papierdosierung vor der Erstspülung muss bedacht werden. Ähnlich – wenn auch nicht mit Bosch – sieht da Bild bei Marina und Tim aus, zudem bieten McD und Co. sehr einladende Infrastruktur, Papier ist üblicherweise in ausreichenden Mengen vorhanden.
Kleine Ausnahme in St. Petersburg: Bei Renat in der 4er-WG scheint die Putzdienstübersichtstafel verloren gegangen zu sein (ich selber besitze leider keine WG-Erfahrung, kenne das Problem daher nur aus Erzählungen), was der Toilette einen gewissen Touch purer Funktionalität gibt (Foto). Grundsätzlich zeigt sich der Trend, dass Klo und Bad räumlich voneinander getrennt sind – das erleichtert morgentliche Abläufe und verhindert Koordinationsschwierigkeiten, guter Ansatz!

Türkei
Zu bemängelnder Wasserdruck ist das einzige Manko, was auch in Istanbul auf der Liste steht. Ansonsten sind die Armaturen im einwandfreien Zustand, die russische räumliche Trennung zwischen Klo und Bad ist jedoch überwiegend aufgehoben. Neu ist dafür die Installation einer nach schräg aufwärts gerichteten Düse am hinteren Schüsselrand knapp unterhalb der Brille. Diese wird separat aktiviert und unterstützt qua Wasserstrahl die Afterreinigung erheblich. Strahlkrümmung, bzw. -intensität können dabei meist manuell reguliert werden. Gute Erfindung!

Wirklich Neues gibt es aber im Nordwesten Anatoliens zu bestaunen: Die Symbiose aus Klo und Dusche (Do? Klusche?) – Loch im Boden, Düse in der Wand. Südfrankreichurlauber kennen zumindest das Prinzip des Lochs im Boden von dortigen kommunalen Campingplätzen. Die Ergänzung um eine Duschbrause in angemessener Höhe ist nur konsequent um der räumlichen Enge und steigender Baulandpreise in Alt Safranbolu Rechnung zu tragen... Klopapier ist aber – wenn auch in abnehmender Qualität – nach wie vor vorhanden.
Während sich Ankara mit Istanbul vergleichbar präsentiert, gibt es im Südosten echte Veränderungen: In Malatya verfügt Ahmet (mit "t") über das selbe Zwei-in-Eins-Sytem aus Klo und Dusche, wobei des Reisenden Taschentuchvorrat angebrochen werden muss, um in traditioneller Weise Spurenverwischung zu betreiben (traditionell werden hier Eimer und separater Wasserhahn verwendet). Zudem ist die häusliche Wasserzufuhr ab und an unterbrochen, was zu Problemen bei Papier- und Fäkalentsorgung führen kann. Dafür findet sich in einem Cafe der gehobenen Klasse ein Klomodell der Extraklasse: Europäischer Standard in bestens gepflegtem Zustand, dazu die Istanbuldüse UND qualitativ hochwertiges Papier! Nicht nur deswegen hat’s mir dort gefallen.

Neue Erfahrungen dafür in Sanliurfa. Das örtliche Gasthaus, in dem ich für zwei Nächste untergekommen bin, verfügt noch über das mittlerweile altbekannte Duschklo-Modell, hält aber auch ein europäisches Modell bereit. Eng wird es dagegen beim nächtlichen Cafebesuch mit Yusuf und seinen Kollegen. Ohne Taschentücher in selbiger aber Grummeln in der Magengrube geht’s aufs nicht so stille, weil öffentliche (10 Cent Gebühr), Örtchen. Loch im Boden, Blecheimer vor der Nase, Hahn in der Wand – und kein Alternative in Petto.
Da bleibt nach rund einem Monat auf Reise erstmals nur der beherzte Griff ins Wasserbehältnis und anschließend der weitaus beherztere gen Heck. Das muss natürlich (zwecks Erfahrungsgewinnmaximierung) passieren, wenn meine über Wochen so stabile Verdauung erstmals randaliert. Augen zu und durch, wer weiß, was noch alles kommt. Augen zu ist natürlich keine gute Idee, schließlich wird ja üblicherweise durch flüchtigen aber prüfenden Blick aufs Papier festgestellt, was bereits an Spuren entfernt, bzw. noch zu entfernen ist. Das gestaltet sich ohne Zellstoff in der Pfote weitaus komplizierter, weshalb der besorgte Besucher lieber einmal zu oft als zu wenig wischt...

Libanon
Wenig Spektakuläres im Land der Autobomber. Untergebracht im Deutschen Orientinstitut sind die Toiletten wenig überraschend europäisch angehaucht. Was sich allerdings aus der Türkei durchgesetzt hat ist die Rektalbrause, die nicht nur im Beckenrand fixiert sondern auch frei hängend (und mit Schlauch) genutzt werden kann. Per Knopfdruck wird hier ein unterschiedlich starker H2O-Strahl gen Rektum gerichtet, der – weil frei hängend – in pucto Aufprallwinkel und Zielgebiet variiert werden kann. In Kombination mit Klopapier die bislang wohl effektivste Form der Rektumsreinigung – wenn der Strahl nicht zu stark gekrümmt ist.

Demnächst: Teil II (mit Indien)

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